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Historie

Junges Unternehmen, dennoch erfahren

Die Junge Menschen in offener beruflicher Bildung und Ausbildung GmbH (JobA), die Mitglied im Verbund Jugendaufbauwerk Schleswig-Holstein ist, führt die Geschäfte seit Mitte 2006. Das Gründungsjahr der Einrichtung liegt etwas länger zurück. Schon ab 1950 hatte sich die Stadt Bad Segeberg der Unterstützung Jugendlicher in der Region Segeberg angenommen. Mit einer Entscheidung der Stadtvertreterversammlung am 19. Mai 2006 wurde der Betrieb der bisher städtischen Jugendaufbauwerke in der Marienstraße, Bad Segeberg, der JobA, einer gemeinnützigen Tochtergesellschaft der Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein GmbH, übertragen.

Bad Segeberg bietet Chancen

Schleswig-Holstein hatte Ende der 40er Jahre im letzten Jahrhundert in Folge von Kriegs- und Nachkriegswirren einen beträchtlichen Bevölkerungszuwachs zu verzeichnen.

Das Land entschloss sich in Reaktion auf daraus resultierende hohe Arbeitslosigkeit und Lehrstellendefizite Jugendliche zu fördern und beschloss am 13. Dezember 1949 das Gesetz über das Jugendaufbauwerk. Die Stadt Bad Segeberg, in der die Bevölkerung innerhalb kürzester Zeit um das Doppelte gestiegen war, reagierte schnell. Schon am 31. Mai 1950 gründete sie ein Jugendaufbauwerk.

Die praktische Arbeit für zunächst 62 männliche jugendliche Arbeitsuchende fand zu Beginn unter offenem Himmel statt. Die Unterbringung der Jugendlichen erfolgte im Gebäude unterhalb der jetzigen Tribüne auf dem Landesturnierplatz in Zehnbettzimmern.

Schöneres Bad Segeberg durch Jugendaufbauwerk

Die ersten Jahre werden die Jugendlichen vor allem bei Arbeiten eingesetzt, die dem Gemeinwohl dienen. Man begann praktisch vor der Tür und unterstützte den Bau des Stadions des heutigen Landesturnierplatzes, der unter Leitung des Stadtbaumeisters Herrn Ehlers entstand. Zu tun gab es genug. Eingebunden wurden die Teilnehmer beim Bau des Schulhofs der Realschule und beim Ausbau des Sportplatzes Dahlmannschule. Bei Ausgrabungsarbeiten prähistorischer Gräber in Wittenborn und Westerrade. Bei Aufräum- und Erneuerungsarbeiten im Kalkbergtheater und der Schaffung von begehbaren Gängen im Segeberger Kalkberg. Beim Anlegen von Zeltplätzen am Segeberger See. Aber auch in Mözen wurden die Außenanlagen durch die Teilnehmer des Jugendaufbauwerkes verschönert. Für den eigenen Heizbedarf und den sozialer Einrichtungen wurde im Moor Jahr für Jahr Torf gestochen.

Seinerzeit getrennt - Eigene Gebäude für Jungen  und Mädchen

In den 50er Jahren baute die Stadt Bad Segeberg mit Hilfe von Landesmitteln die Einrichtungen des Jugendaufbauwerkes aus. Zunächst erwarb sie 1952 die Bachmeyer`sche Villa in der Marienstraße 37. Der Umbau zu einem Wohnheim des Jugendaufbauwerkes für Jungen war Mitte 1953 abgeschlossen.

Im Tribünengebäude auf dem Landesturnierplatz wurden anstelle der Schlafräume jetzt die Metallwerkstatt und die Holzwerkstatt errichtet.

Im gleichen Jahr wurde von der Stadt Bad Segeberg das Grundstück Marienstraße 11 erworben. Auf diesem Grundstück entstand schon im Folgejahr das Jugendaufbauwerk für Mädchen mit einem angegliederten Wohnheim.

Die erste Belegung erfolgte am 1. Oktober 1954 mit 42 Mädchen, die froh waren, mit ihrer Leiterin eine Notunterkunft in Neumünster verlassen zu können.

Die Mädchen wurden getrennt von den Jungen in anderen Praxisbereichen eingesetzt. Bei der Unterstützung der Haushaltsführung kinderreicher Familien, zur Ausgabe von Schulspeisen und bei der Essenszubereitung für ältere Menschen waren die Mädchen des Jugendaufbauwerkes Bad Segeberg in der Anwendung ihrer Grundkenntnisse in Hauswirtschaft eine willkommene Hilfe.

Angebot Gesundheitspflege und Erziehung mit landesweiter Bedeutung

In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die Arbeit der Jugendaufbauwerke weiter professionalisiert. Beide Einrichtungen in Bad Segeberg führten Grundausbildungs- und Grundlehrgänge durch. Das JAW für Jungen spezialisierte sich auf die Berufsfelder Metallverarbeitung und Holzbearbeitung. Das JAW für Mädchen konzentrierte sich auf die Bereiche Hauswirtschaft, Gesundheitspflege und Erziehung und arbeitete mit dem Kreiskrankenhaus und den Kindergärten der Stadt Bad Segeberg zusammen. Zweimal in der Woche war Pflichtunterricht in der Berufsschule und ergänzend wurde im JAW Förderunterricht in den Fächern Mathematik, Physik und Biologie erteilt. Die Grundausbildung für Mädchen in Gesundheitspflege und Erziehung erlangte landesweite Bedeutung. Teilnehmerinnen aus allen Landesteilen ließen sich in Bad Segeberg auf ihren zukünftigen Beruf hin ausbilden. Die Unterbringung war eine Vollunterbringung mit entsprechender Aufsicht durch die Jugendaufbauwerke. Lediglich alle 14 Tage kam eine Heimfahrt am Wochenende in Frage. Finanziert wurden Berufsvorbereitung und Unterbringung durch das Sozialministerium des Landes Schleswig-Holstein. Abwechslung in das Heimleben brachten die jährlichen Einsätze beim Landesturnier der Reitergemeinschaften mit Unterstützung beim Aufstellen der Hindernisse und bei der Bewirtung der Turnierleitungen. Die Gärten der Jugendaufbauwerke wurden in die Beschäftigung der Jugendlichen eingebunden. Die eigenen Küchen wurden mit Kartoffeln, Gemüse, Beeren, Äpfeln und sonstigem Gartenobst ergänzend versorgt.

Bundesanstalt für Arbeit wird neuer Auftraggeber

Das Arbeitsförderungsgesetz vom 25. Juni 1969 brachte für die beiden Jugendaufbauwerke in Bad Segeberg große Veränderungen. Die Finanzierung der Jugendmaßnahmen ging vom Land auf die Bundesanstalt für Arbeit über. Die Arbeitsämter übernahmen die Förderung der Jugendlichen. Das Land Schleswig-Holstein konzentrierte sich fortan über das Sozialministerium weiterhin auf die Aufsicht und auf die Förderung zur Modernisierung und zur Erweiterung der einzelnen Jugendaufbauwerke im Lande.

In den 70er Jahren wandelten sich die Aktivitätsbedarfe. Es wurden einjährige Förderlehrgänge mit berufspraktischer Unterweisung, Berufsschulunterricht, Zusatzunterricht und sozialpädagogische Betreuung durchgeführt. Sie richteten sich auch aufgrund guter Konjunktur- und Arbeitsmarktlagen zunehmend an Schulabgänger, die aus den unterschiedlichsten Gründen in ihrer Entwicklung noch nicht so weit waren, dass sie eine Berufsausbildung aufnehmen konnten. Beide Gebäude wurden auch in den 70er Jahren den neuen Anforderungen entsprechend mit zahlreichen Um- und Anbauten erweitert.

Geschlechtertrennung wird aufgegeben

In den 80er Jahren fand ein Umdenken statt. Die strikte Trennung zwischen Mädchen und Jungen bei der praktischen Arbeit wurde Schritt für Schritt aufgegeben. Mädchen durften erstmalig im Bereich Elektrotechnik lernen. 1985 und 1986 wurde nochmals mit Unterstützung des Landes in beiden Gebäuden in der Marienstraße um- und angebaut. Eine Malerwerkstatt und ein Baubereich wurden neu errichtet, eine Lehrküche ausgestattet. Die Sozialministerin Gräfin von Brockdorf weihte im Oktober 1986 den Erweiterungsbau ein. Insgesamt wurden jetzt über 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmer betreut, von denen ca. 110 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den beiden Wohnheimen lebten. Ab 1985 bewegte sich die Einrichtung im Schwerpunkt ihrer Wissensvermittlung akzentuierter in Richtung berufliche Bildung. Als tragende Säulen zukünftiger Arbeit wurden die Bereiche sozialpädagogische Begleitung und der Förderunterricht im Rahmen der Weiterentwicklung des Jugendaufbauwerkes eingeführt.

Tag der Jugend in Bad Segeberg

1989 feierte das vom Sozialministerium geführte Jugendaufbauwerk Schleswig-Holstein mit 1500 Jugendlichen aus über 20 Jugendaufbauwerken das 40jährige Bestehen des Verbundes auf dem Turnierplatz in Bad Segeberg. Die weiteren Jahre für die beiden Einrichtungen in Bad Segeberg waren gekennzeichnet von ständigen Veränderungen und Verbesserungen. 1991 wurde das Berufsfeld Gartenbau/Floristik neu eingeführt. In Folge davon entstand in der Marienstraße 37 ein Gewächshaus. Mittlerweile bestanden sieben Unterweisungsbereiche, die durch die Berufsausbildung Hauswirtschaftshelfer/in, die Ausbildung zum/zur Hauswirtschafter/in und zum/zur Metallbearbeiter/in ergänzt wurden. Es folgten die Aufnahme der Berufsbereiche Bau- und Metallmaler/in, die Ausbildung zum Beikoch oder zur Beiköchin und zum Werker oder zur Werkerin im Garten- und Landschaftsbau. Wurden bis 1994 die Aufträge und das Finanzvolumen zentral vom zuständigen Sozialministerium des Landes Schleswig-Holstein vergeben, so musste sich das Jugendaufbauwerk Bad Segeberg ab sofort für die Aufträge beim Arbeitsamt Neumünster im Rahmen von öffentlichen Ausschreibungen bewerben. Um konkurrenzfähig zu werden, mussten Personalkosten eingespart werden. Mitte der 90er Jahre wurden daher die beiden Einrichtungen in der Marienstraße unter eine Leitung gestellt. Ende der 90er Jahre stand die Einführung eines Qualitätsmanagements im Vordergrund der kontinuierlichen Verbesserung. Im Ergebnis erteilte der Verbund Jugendaufbauwerk Schleswig-Holstein dem Jugendaufbauwerk in Bad Segeberg das Qualitätsgütesiegel.

Das digitale Zeitalter beginnt

Zu Beginn des neuen Jahrhunderts stand erneut eine Umstellung an. Die Gebäude werden für den Datenaustausch vernetzt, die Arbeitsplätze der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten Personalcomputer und eine gemeinsame Telefonanlage wurde installiert. Die ersten EDV-Räume für Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden eingerichtet und wie selbstverständlich integrierten sich in den Unterweisungen für die Jugendlichen diverse Programme von Anwendungssoftware. So ausgerüstet wähnte man sich als kommunale Einrichtung wettbewerbsfähig. Änderungen in der Nachfrage ergaben neue Herausforderungen. Die Ausbildungsgänge, z. B. in den Berufsausbildungen Hauswirtschaftshelfer/in, Hauswirtschafter/in, Metallbearbeiter/in und Bau- und Metallmaler/in ging zurück, der Bedarf an Berufsvorbereitung für Jugendliche nahm zu.

Überraschende Wende in der Trägerschaft

Ende 2003 gerieten kommunale Einrichtungen wie das Jugendaufbauwerk Bad Segeberg durch vom Markt aufgedrängte Änderungen in den Vergabeverfahren der Bundesagentur für Arbeit unter Druck. Um weiterhin am Wettbewerb mit anderen Bildungsunternehmen um öffentliche Aufträge teilnehmen zu können, mussten sich Jugendaufbauwerke privatwirtschaftlich organisieren. Die Kostenstrukturen des Jugendaufbauwerkes bedurften einer deutlichen reduzierten Anpassung.  Die Stadt Bad Segeberg gliederte ihr Jugendaufbauwerk aus und fand über ein Ausschreibungsverfahren mit der Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein GmbH eine Partnerin, die bereit war, die jahrzehntelange Arbeit der Stadt zur Förderung ihrer Jugendlichen uneingeschränkt fortzuführen. Im Rahmen eines Betriebsüberganges ging am 30. Mai 2006 der Betrieb des Jugendaufbauwerkes Bad Segeberg auf die Tochtergesellschaft der Wirtschaftsakademie, die Junge Menschen in offener beruflicher Bildung und Ausbildung GmbH (JobA) über. Seither wird die Einrichtung mit erheblichem finanziellen Aufwand, teilweise mit Unterstützung durch Landesmittel über das Ministerium für Justiz, Arbeit und Europa, modernisiert. Ende des Jahres 2007 werden die wesentlichen Arbeiten abgeschlossen sein. Ein modernes Bildungsunternehmen ist gerüstet für die Zukunft.

Neues Aktivitätsfeld in der Region Flensburg

Zum 16. Oktober 2009 übernahm die JobA in Flensburg von der Beckmann & Scheller GmbH & Co. KG (BBW) deren Teil-Betriebsstätte in Flensburg in den Bereichen Berufsausbildung, Berufsvorbereitung, Integration und Weiterbildung und eröffnete mit dieser Betriebsübergabe ihre Niederlassung Flensburg. Im Mietobjekt Gutenbergstraße 10 stehen der JobA die gut ausgestatteten Werkstätten Metallhandwerk, Farbe und Raumgestaltung und Holzhandwerk zur Verfügung. In weiteren temporär angemieteten Räumlichkeiten in Husum, Niebüll und Schleswig werden Veranstaltungen im Auftrag des Berufsförderungsdienstes, der Agentur für Arbeit und des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge durchgeführt.